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Postumus
(Gegenkaiser 260 - 269)

Postumus

Um die Mitte des dritten Jahrhunderts verlagerten sich die Grenzprobleme des Römischen Reiches immer mehr vom Osten in den Westteil des Imperiums. Fränkischen Scharen gelang es, durch Gallien bis nach Spanien durchzudringen und dort die Hafenstadt Tarragona zu zerstören. Alamannen zogen durch die heutige Schweiz nach Italien, marschierten sogar gegen Rom. Kaiser Gallienus musste aus seinem gallischen Hauptquartier, das er in Köln errichtet hatte, nach Italien eilen und es gelang ihm, die Alamannen im Jahre 260 bei Mailand vernichtend zu schlagen.

Postumus

Gallienus wollte die Verteidigung der Rheingrenze und des Limes von Köln aus neu organisieren. Als er nach Italien abzog, ließ er als Vertreter der kaiserlichen Macht seinen unmündigen Sohn Saloninus in Köln zurück.

Befehlshaber der Rheintruppen war Marcus Cassianius Latinius Postumus. Dieser kannte die schlechte Stimmung der Truppen, hervorgerufen durch mangelhafte Bezahlung aufgrund der konstanten Geldverschlechterung. Postumus gelang es, einem Trupp plündernder Franken die Beute abzujagen. Er verteilte sie an seine Soldaten, versicherte sich so ihrer Loyalität und ließ sich zum Kaiser ausrufen. Postumus zog eilens nach Köln, bemächtigte sich der Stadt, ließ den Saloninus hinrichten und war damit Kaiser in Gallien.

Über die Herkunft des Postumus sowie über seinen Werdegang, bevor er Truppenbefehlshaber unter Gallienus wurde, ist uns nichts bekannt. Nach der Machtergreifung war das erste Ziel des selbsternannten Herrschers, seine Stellung zu sichern. Dabei konnte er sich vorwiegend auf die Truppen stützen. Die Soldaten in Britannien schlugen sich auf die Seite des Postumus, ebenso die gallischen Einheiten und Truppenkontingente auf der iberischen Halbinsel. Als echtem Soldatenkaiser fiel es Postumus schwer, die gallischen Großgrundbesitzer auf seine Seite zu ziehen. Sie standen dem Ursurpator ebenso misstrauisch gegenüber wie die übrige nichtmilitärische Bevölkerung der Provinzen. Postumus musste für die Sicherheit der Bevölkerung sorgen und sich der immer weiter zunehmenden Angriffe der Germanen entgegenstemmen. Es ergab sich für ihn keine Möglichkeit, sein Herrschaftsgebiet nach Italien auszudehnen, da er Gallien nicht von Truppen entblößen konnte.

Eine erste Auseinandersetzung mit Gallienus fand 264/265 statt. Der römische Kaiser zog mit einem größeren Truppenkontingent über die Alpen und konnte Postumus in Mittelgallien stellen. Allerdings gelang ihm kein entscheidender Sieg. Gallienus zog wieder nach Rom zurück, ließ aber den Reitergeneral Aureolus mit starken Truppen in Gallien zurück. Aureolus erkannte bald die schwindende Autorität des Gallienus, zog sich mit seiner neu geschaffenen Schlachtenkavallerie nach Mailand in sein neues Hauptquartier zurück und erklärte sich zu Beginn des Jahres 268 für Postumus.

Gallienus eilte mit den Reitergeneralen Claudius und Aurelian vom Balkan nach Oberitalien und konnte Aureolus in Oberitalien in einer Feldschlacht besiegen. Nach Mailand zurückgekehrt wurde Aureolus dort von den eigenen Truppen erschlagen, fast gleichzeitig rebellierten aber auch die Reitergenerale gegen Gallienus Er wurde getötet und Claudius II. als neuer Kaiser ausgerufen.

Postumus konnte aus dieser Situation aber kein Kapital schlagen. In den ersten Monaten des Jahres 269 kam es zum Aufstand gegen Postumus. Der Grund für diesen Aufstand ist aus den Quellen nicht zu erfahren. Die Regierung des Postumus war für Gallien zufriedenstellend. Möglicherweise waren die Truppen, von denen der Aufstand ausging, verärgert, da Postumus seine Usurpation verschleppt hatte und es unterließ, im direkten Kampf gegen den römischen Kaiser seine Anerkennung im Gesamtreich herbeizuführen.

Postumus

Zentrum der Rebellion war die Stadt Mainz, damals Hauptstadt der Provinz Germania superior. Dort hatte sich Laelianus zum Herrscher ausrufen lassen. Allerdings konnte Postumus den Aufstand schon nach etwa drei Monaten beenden. Laelianus fand seinen Tod im Mai/Juni 269. Postumus überlebte den Tod seines Gegners allerdings nur um wenige Tage. Als er nach der Einnahme von Mainz den siegreichen Truppen die Plünderung der Stadt untersagte, wurde er von den aufgebrachten Soldaten erschlagen.

Zur Münzgeschichte: Noch unter Gallienus wurden Arbeiter aus der Münzstätte in Viminacium (heute Kostolac an der Mlava-Mündung unweit der Donau) nach Köln beordert, um dort eine neue Münze aufzubauen. Postumus ließ alle seine Münzen in dieser neuen Prägestätte herstellen. Die Goldstücke, welche Postumus anlässlich verschiedener Feierlichkeiten herstellen ließ, um sie an verdiente Gefolgsleute zu verteilen, zählen heute mit zu den schönsten Geprägen der römischen Antike. Hervorragende Stempelschneider befreiten sich von der bevorzugten Profilansicht und zeigten Postumus in Frontalansicht oder Doppelportraits von Postumus und Herkules, um die Göttlichkeit des Herrschers zu verdeutlichen.

Postumus vermochte über mehrere Jahre auch recht gutes Silbergeld zu prägen. Der Silbergehalt seiner Antoniniane war weitaus besser als der von Gallienus geprägten Münzen.

Postumus

Die Verbundenheit mit "seiner" Provinz machen einige außergewöhnliche Darstellungen auf Antoninianen deutlich: beispielsweise die Personifikation des Rheins als lagernder Flußgott oder eine Galeere, die oft als Rheinschiff gedeutet wird.

Postumus

Unter Postumus erlangte auch die Bronzeprägung durch Ausgabe von Sesterzen für kurze Zeit wieder Bedeutung. Auch diese Nominale wurden teilweise von erstklassigen Stempelschneidern hergestellt. Es scheint sogar, dass Postumus den bisher nur unter Trajan Decius geprägten Doppelsesterz wieder einführen wollte. Einige der großen Bronzemünzen tragen anstelle des Lorbeerkranzes die Strahlenkrone, Zeichen des Doppelwertes. Allerdings sind diese Münzen nur unwesentlich schwerer und größer als die Prägungen mit Lorbeerkranz. Ihre endgültige Bedeutung ist bisher nicht zweifelsfrei ersichtlich. Postumus stellte seine gesamte Bronzeprägung auch schon 264 wieder ein.