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Tetricus II.
(Caesar 271 - 274)

Das von Kaiser Postumus im Jahre 260 gegründete gallische Sonderreich stand nach der Ermordung des Kaisers Victorinus 271 kurz vor dem Zusammenbruch. Die am Rhein stationierten Truppen waren ohne Führung, während gleichzeitig eine drohende Gefahr von den Germanen ausging. Zudem war die Provinzbevölkerung mit der zu militaristisch ausgerichteten Regierung des Teilreiches höchst unzufrieden man spielte mit dem Gedanken eines Wiederanschlusses an Rom.

In dieser brenzeligen Situation vermochte eine Frau für kurze Zeit das Sonderreich zu retten. Victoria, die Mutter des ermordeten Victorinus, hatte die außerordentliche Gefährlichkeit der Lage erkannt. Sie setzte ihr beträchtliches Privatvermögen ein und verstand es, die Soldaten durch donativa (Geschenke) für sich zu gewinnen. Anstatt eines neuen "Soldaten"-Kaisers wurde Tetricus, der Gouverneur der Provinz Aquitania (im heutigen Südwestfrankreich an der Atlantikküste), neuer Herrscher. Mit seiner Wahl, eines Mannes aus altem gallischen Geschlecht, war ein Ausgleich zwischen dem Heer und dem einflußreichen Provinzialadel gelungen. In dem Bestreben, die Herrschaft zu sichern und bei den Soldaten ein dynastisches Empfinden zu erreichen, veranlaßte Victoria den Kaiser, seinen gleichnamigen Sohn CAIUS PIUS ESUVIUS TETRICUS zum Caesar zu erheben.

Über das Alter des Tetricus II. ist nichts bekannt. Nach den Münzportraits muß er aber bei der Thronerhebung noch ein Kind gewesen sein. Der Nachfolger wurde von seinem Vater nach und nach in wichtige Ämter eingeführt und trat mit ihm zusammen am 1. Januar 274 sein erstes Konsulat an. So wie Tetricus Caesar mit seinem Vater die Ämter teilte, nahm er auch an seiner Niederlage teil. Im Frühjahr 274 besiegte der rechtmäßige römische Kaiser Aurelianus die gallischen Truppen, die mittlerweile gegen Tetricus rebellierten, auf den catalaunischen Feldern in der Champagne. Die beiden Tetrici begaben sich zu Aurelianus in Gefangenschaft. Dieser führte sie bei seinem Triumphzug in Rom mit, gekleidet in der Tracht gallischer Provinzialen: scharlachroter Mantel, gelbe Tunika und gallische Hosen. Damit war die Rache Aurelians beendet. Tetricus I. bekam ein hohes Amt in Lusitanien (dem heutigen Portugal), sein Sohn wurde mit dem Amt eines römischen Senators geehrt. Beiden zusammen wurde in Rom ein Haus in unmittelbarer Nähe des Herrscherhauses auf einem der sieben Hügel, dem mons caelius geschenkt. In den Prägestätten Köln und vor allem Trier, wohl Hauptresidenz der Tetrici, wurden Münzen für Tetricus junior geschlagen. Die sehr seltenen Goldmünzen sind von herausragenden Stempelschneidern in erstklassiger Qualität gefertigt worden und waren wohl hauptsächlich für Zahlungen an Offiziere und hochstehende Persönlichkeiten gedacht. Die Masse der Münzen bestand aus kupfernen Antoninianen, deren Silberanteil zu dieser Zeit noch nicht einmal ein Prozent betrug. Anhand der Münzprägung kann gut verfolgt werden, wie Tetricus II. zum Nachfolger aufgebaut wurde. SPES AVGG symbolisiert die Hoffnung des Kaisers in seinen Nachfolger.

Die Darstellung der Spes als Personifikation, die eine Blume hält und einen Zipfel des Gewandes hochhebt, ist typisch für die römischen Caesaren. Die nächste große Münzemission mit der Inschrift PIETAS AVGVSTOR zeigt die Pontifikalgeräte Wedel, Schöpfkelle, Krug, Hacke und Augurenstab, Symbole der großen Priesterkollegien. Damit verkündet Tetricus, daß sein Sohn in die Priesterkollegien aufgenommen wurde. Das Ereignis fand wahrscheinlich in der Mitte des Jahres 272 statt. Der letzte für Tetricus II. geprägte Typ PRINC(ipi) IVVENT(utis) zeigt den stehenden Caesar, einen Stab und eine Standarte haltend. Nur die kaiserlichen Prinzen konnten zum "Ersten der adligen Jugend" ernannt werden, in der Kaiserzeit eine Vorstufe zum Augustustitel.