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Cistophor

Münzen wie Aureus, Denar oder Sesterz wurden jederzeit im gesamten römischen Reich als Zahlungsmittel akzeptiert sie werden deshalb auch als römische Reichsprägung bezeichnet. Daneben existierten vielerlei Lokalprägungen, die nur in einem begrenzten Gebiet wie einer Provinz oder einer Stadt gültig waren. Das Material für diese Münzen wurde keinesfalls immer von Rom gestellt. Die Ausprägung war Aufgabe der lokalen Parlamente. Reiche Bürger rechneten es sich vielfach als Ehre an, das Geld ihrer Stadt zu bezahlen. Doch häufig genug verlangte Rom, daß Geld in lokaler Währung für die Bezahlung der Soldaten zur Verfügung stehen mußte. Und dies bedingte eine außerordentliche Steuer.

Die bekannteste lokale Silberwährung des 1. Jahrhunderts war der Cistophor. König Eumenes II. von Pergamon (197-159 v. Chr. ) ließ in seinem Reich eine neue Münze prägen, die als Bild eine von Schlangen umgebene "cista mystica" zeigte. Das Bild und der umgebene Efeukranz waren dem Dionysoskult entnommen. Diese "kistentragenden" Münzen (so die Übersetzung von Cistophor) wurden auch weitergeprägt, nachdem der letzte Herrscher von Pergamon sein Reich 133 v. Chr. den Römern "geschenkt" hatte. Jetzt setzten allerdings römische Beamten ihre Namen auf die Münzen, später sogar ihr Portrait.

augustus erkannte die Vorteile, die sich aus einer alteingeführten lokalen Silberprägung ergaben. Unter seiner Herrschaft wurden in Pergamon und Ephesus (heute bekannte archäologische Sehenswürdigkeiten an der östlichen Mittelmeerküste der Türkei) riesige Mengen an Cistophoren geprägt. Konservative Schätzungen gehen von ca. 50 Tonnen Silber aus, die zu Münzen verarbeitet wurden. Aus welchen Quellen Augustus das viele Silber nahm, ist nicht bekannt. Ein Großteil wurde sicherlich durch Einschmelzen der alten Münzen aus Pergamon und vor allem der Prägungen seines Erzfeindes Marcus Antonius gewonnen. Die Bildsymbolik war ganz auf den neuen Herrscher zugeschnitten und sorgte dafür, daß sein Portrait und sein Programm im wirtschaftlich so wichtigen Osten bekannt wurde.

Die Cistophore wogen ca. 12g und hatten damit das Gewicht von 3 attischen Drachmen oder 3 römischen Denaren. In ihrem Verbreitungsgebiet galten diese Münzen allerdings vier Drachmen und werden deshalb auch heute häufig noch als "Tetradrachmen" bezeichnet. Möglicherweise hat Augustus aus diesem Gewichtsunterschied einen finanziellen Gewinn für sich und Rom gezogen. Die Nachfolger des Augustus prägten Cistophore nur in sehr beschränktem Umfang. Die Ausprägung unter Augustus muß so immens gewesen sein, daß kein weiterer Bedarf bestand und eine kleine Serie genügte, um den Kaiser bekannt zu machen. Hadrian ließ dann zum letzten Mal eine große Reihe Cistophore ausprägen. Die augusteischen Münzen waren jetzt abgenutzt und mußten eingeschmolzen werden. In vielen Städten Asiens wurden "cistophorische Tetradrachmen" ausgegeben, wobei die Münzen lokale Themen zeigten. Möglicherweise stand dies im Zusammenhang mit den großen Reisen, die Hadrian in seinem Reich unternahm. Die Städte hatten die Ehre oder die Pflicht anläßlich des kaiserlichen Besuches neue Münzen zu präsentieren.