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Hadrians Reisen - Teil 2
Römische Geschichte im Münzbild

Grand Tour: Nach der ersten Reise durch die östliche Reichshälfte war der Aufenthalt des Kaisers in Rom durch Verwaltungsaufgaben und Bautätigkeiten ausgefüllt. Trotzdem reiste er zwischendurch im Jahr 127 n.Chr. durch Italien und später über Sizilien nach Afrika, wo er die Truppen besuchte und sich um die Landwirtschaft der "römischen Kornkammer" kümmerte. Noch im Spätsommer 128 n.Chr. erfolgte der erneute Aufbruch in den Osten zu seiner zweiten bedeutenden Reise, bei der ihn sein Weg zunächst über Ephesus und das südliche Kleinasien nach Antiochien führte.

Hadrians Reisen - Teil 2Überreste des Hadriantempels in Ephesus

Den Winter 128/129 n.Chr. verbrachte er in Athen, seiner Lieblingsstadt. Im darauffolgenden Frühjahr begab er sich wieder nach Ephesus, wo er die Cistophorprägung erneuerte. Von dort reiste er weiter an die Ostgrenze in die Kommagene und nach Kappadokien.

Zum Winteraufenthalt 129/130 n.Chr. kehrte er nach Antiochien zurück, durchquerte im folgenden Frühjahr Syrien und Phönikien. Es schlossen sich dann die Reisen durch Arabien (Oase Palmyra) und Judäa an. Hier gründete er nach schriftlichen Quellen wahrscheinlich die römische Kolonie Aelia Capitolina in Jerusalem und errichtete einen Tempel für Jupiter auf dem Gelände des zerstörten jüdischen Tempel Salomons.

Hadrians Reisen - Teil 2Medaillon der Provinz Ionien mit dem Portrait des Antonius

Dasselbe Jahr sah auch seinen berühmten Besuch Ägyptens. Stationen dieses Aufenthaltes waren ein Jagdausflug in die libysche Wüste und die Nilfahrt, bei der sein Liebling Antinous im Fluss ertrank. Die näheren Umstände des Todes sind nicht geklärt.

Ein Besuch Thebens sowie die Rückkehr nach Alexandria, rundeten den Aufenthalt ab.Von Alexandria aus wandte er sich auf der Rückreise von neuem nach Syrien (Antiochien) und das südliche Kleinasien, gelangte von dort nach Athen und verbrachte einen dritten Winter in dieser Stadt mit prunkvollen Festen, die den Höhepunkt seiner Bestrebungen zur Vereinigung der griechischen mit der römischen Kultur kennzeichneten. Während dieser Zeit brach die große jüdische Revolte in Jerusalem aus, der Bar-Kochbar-Aufstand. So musste Hadrian sich zuerst zur Organisation des Kampfes gegen die Aufständischen nach Jerusalem begeben und kehrte von dort vermutlich über den Balkan (Thrakien, Makedonien, Dakien) Ende 131 n.Chr. nach Rom zurück.

Hadrians Reisen - Teil 2Denare des Bar Kochba - Aufstandes (132-135 n. Chr.)

Wenn Augustus seine Taten, die Wiederherstellung der Republik, als Text in Stein meißeln und öffentlich ausstellte oder Traian seine Dakerkriege auf dem Fries seiner bekannten Säule in Rom und auch auf Münzen feiern ließ, so entsprechen Hadrians vier Reisemünzentypen einer ähnlichen Absicht.

Die in ihrer Art einmalige Serie verschiedener Münzen, auf denen alle die Gebiete der römischen Welt, die der Kaiser besucht hatte, namentlich aufgeführt und ihre unterschiedlichen, besonderen Merkmale personifiziert dargestellt wurden, stellen hier den Herrscher, die Provinzen und die Heere dem Betrachter, d. h. die drei wichtigsten Elemente des Reiches und ihr Verhältnis untereinander, vor Augen.

Danach ist der Kaiser Dreh- und Angelpunkt des Systems. Er verhilft den Provinzen zu Wohlstand und schafft als Oberkommandierender der Heere die Voraussetzungen für eine friedliche Entwicklung.

Die Provinzen erfahren durch die Fürsorge des Kaisers und ihre Abbildung auf den Münzen eine Aufwertung gegenüber dem bis dahin dominierenden Rom bzw. Italien.

Hadrians Reisen - Teil 2Ausdehnung des Römischen Reiches unter Hadrians Herrschaft

In Rom hatte man kein Verständnis für Hadrians kosmopolitische Vorstellungen und die Abwesenheit eines Kaisers von der Hauptstadt als Zeichen einer Bedrohung des Reiches.Auf diesem Hintergrund wird die Emission seiner Reisemünzen verständlich, nachdem seine Prägungen vorher nur in ganz traditioneller Weise, d. h. mit den üblichen Wünschen für eine gute Heimkehr des Kaisers oder mit den Hinweisen auf die Ankunft des Kaisers in Rom über seine Reisen Auskunft gegeben hatten.

Die gesamte Reihe ist Ausdruck von Hadrians Programm, die gesamte zivilisierte Welt auf der Grundlage des Friedens wiederherzustellen. Mit seinen friedlichen Zielen befindet sich der Kaiser im Gegensatz zu seinem Vorgänger Traian.

Man kann für die einzelnen Provinzen, die in Form des Restitutor-Typs dargestellt werden, in der Regel einen kaiserlichen Aufenthalt und oft auch hadrianische Restitutionsmaßnahmen nachweisen.

All seine derartigen Münzen sind um 134 und 138, also nach der Rückkehr von seiner zweiten großen Reise entstanden und vermitteln zusammen einen fast vollständigen Überblick über das Reich. Von den Reisemünzen gibt es neben dem Restitutor-Typ noch drei weitere Serien, die Adventus-, Natio- und Exercitus-Prägungen.

Der Restitutor-Typ:Die Art der Provinzpersonifikation entspricht dem klassischen Prinzip, wie es schon auf der REST ITALIA-Münze Traians begegnet. Die Provincia ist jeweils als eine kniende weibliche Figur dargestellt, die ein Chiton und ein Himation trägt und vom Kaiser aufgehoben wird. Da der Grundtyp immer der gleiche ist, kommt bei der Identifizierung der einzelnen Provinzverkörperung neben der Schrift vor allem den Attri-buten eine entscheidende Rolle zu. In ihm manifestiert sich die Sorge des Kaisers für das gesamte Reich. Die Provinzen sind untereinander gleichberechtigt. Der friedliche Charakter des Kaisers und der Provinzen wird hervorgehoben. Die Attribute sind traditioneller Art, beziehen sich auf den Nutzen der Einzelprovinz für das Gesamtreich oder stellen die Restitutionsmaßnahmen Hadrians heraus.

Hadrians Reisen - Teil 2Hadrian erhebt kniende Gallia - RESTITVTORI GALLIAE (Denar)

Hadrians Reisen - Teil 2Hadrian erhebt kniende Hispania - RESTITVTORI HISPANIAE Denar)

Der Adventus-Typ: Wie der Restitutor-Typ folgt auch der Adventus-Typ einem einheitlichen Darstellungsschema, mit dem das Opfer anlässlich der glücklichen Ankunft des Kaisers in einer Provinz gezeigt wird. Dabei stehen sich die entsprechende Provincia und Hadrian gegenüber. Der Kaiser hebt die rechte Hand zum Gruß und trägt in der Regel eine Toga.

Hadrians Reisen - Teil 2Hadrian grüßt die über einem Altar opfernde Judaea, dahinter drei Kinder und geopferter Stier (Sesterz)

Die Provincia wird abgebildet, wie sie für die Ankunft des Kaisers über einem Altar oder Dreifuß opfert. Im Hintergrund kann man oft Opfertiere erkennen. Die einzelnen Provinzpersonifikationen sind anhand von Kleidung und Attributen zu unterscheiden.

Mit dem Adventus-Typ wird die Ankunft des Kaisers in den Provinzen Africa, Arabia, Asia, Bithynia, Britannia, Cilicia, Gallia, Hispania, Italia, Judaea, Macedonia, Mauretania, Moesia, Noricum, Phrygia, Sicilia und Thracia sowie in der Stadt Alexandria er-wähnt. Für alle diese Provinzen lässt sich die Anwesenheit des Kaisers nachweisen. Aber es sind nicht alle Provinzen, die Hadrian besucht hat, in der entsprechenden Weise dargestellt, was etwa an dem Fehlen von Achaia deutlich wird.

Der Natio-Typ:Der dritte Münztyp innerhalb der Reisemünzen Hadrians ist der sogenannte Natio-Typ. Er unterliegt keinem festen Gestaltungsprinzip und zeigt an dem Beispiel der Personifikation Ägyptens deutlich eine weibliche Figur mit den entsprechenden Attributen.

Hadrians Reisen - Teil 2Lagernde Aegyptos – AEGYPTOS (As)

Bei der einzelnen Provincia können Haltung, Kleidung und Attribute von denen, die für den entsprechenden Restitutor- und Adventus-Typ benutzt werden, abweichen. Neben den Landschaften stehen vereinzelt auch Städte, Alexandria und Nicomedia, und als einziger Fluss wird der Nil genannt. Unter den übrigen Ländern des Reiches findet sich - freilich durch die Darstellung besonders hervorgehoben - auch Italien, ein deutliches Anzeichen für das Erstarken der Provinzen und ihre immer erneute Förderung durch Hadrian. Dieser Typ kommt als Aegyptos, Africa, Asia, Britannia, Cappadocia, Dacia, Germania, Hispania, Italia, Judaea, und Mauretania vor; außerdem sind die Alexandria, und Nicomedia sowie der Fluss Nil eingeschlossen.

Der Exercitus-Typ: Der letzte Typ innerhalb der Reisemünzen ist der Exercitus-Typ. Bei ihm dominiert wieder ein einheitliches Grundschema. Es stellt dar, wie der Kaiser in Feldherrntracht von einem Pferd oder einer Plattform aus vor einer Gruppe von Soldaten mit erhobener Hand eine Ansprache hält. Dabei kann der Herrscher von einem Liktor oder Offizier begleitet werden. Zahl sowie Bewaffnung und Feldzeichen der abgebildeten Soldaten sind variabel. Dieser Typ steht in Beziehung zur Heeresreform Traians und seinen umfangreichen Truppeninspektionen im Verlaufe seiner Reisen. Es treten folgende Exercitus-Typen auf: Britannicus, Cappadocius, Dacius, Germanicus, Hispanicus, Mauretanicus, Moesiacus, Raeticus, Syriacus und Thracius. In allen diesen Provinzen ist Hadrian gewesen und hat die dort stehenden Truppen (Legionen oder kleinere Verbände) besucht.