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Trauernde Judäa und der Beginn des Exodus

Als sich Nero im Jahre 68 nach dem Aufstand in den gallischen Provinzen und auf Druck des Senats umgebracht hatte, erlebte Rom die Wirren eines Vier-Kaiser-Jahres : Galba, Otho und Vitellius wurden 69 von Vespasianus abgelöst, der Statthalter in Judäa war und hier gerade den ersten großen jüdischen Aufstand niederwarf ( die jüdische Geschichtsschreibung spricht vom Ersten Römischen Krieg).

Die Juden waren von Rom abhängig geworden, nachdem Pompeius 65 v.Chr. den heutigen Nahen Osten erobert hatte. Caesar förderte jedoch den jüdischen Reststaat Judäa, Augustus ließ Herodes zum König von Judäa ausrufen. Herodes war Nichtjude. Er und später der römische Statthalter Pontius Pilatus zogen sich den Hass der religiösen Juden zu, letzterer vor allem, weil er den römischen Kaiser-Gott-Kult durchsetzen wollte.

So begann 66 n.Chr. der Aufstand der Zeloten (griech. = Eiferer), als die Römer Anteile vom Tempelschatz als Steuern beschlagnahmen wollten. Nero schickte den Feldherrn Vespasian nach Nahost, wo er systematisch und mit großer Grausamkeit Stadt um Stadt zurückeroberte. Aber der Widerstand war so erbittert, dass Vespasian auch nach zwei Jahren noch nicht Jerusalem erstürmt hatte. Im Jahre 68, als die Legionen Vespasian zum Kaiser ausriefen und er sich auf den Marsch nach Rom machte, setzte Vespasians Sohn Titus die blutige Arbeit seines Vaters fort : Ein halbes Jahr mussten die Truppen des Titus noch gegen Jerusalems Mauern anstürmen, dann überrannten sie die Stadt, plünderten die Tempel, setzten die Stadt in Brand und kreuzigten die überlebenden zu Tausenden. Frauen und Kinder wurden in die Sklaverei entführt. Erst drei Jahre später fiel die letzte Festung der Zeloten, Massada am Toten Meer : die Belagerten griffen zum Massenselbstmord, als die Römer eindrangen.

Sowohl Vespasian (Regierungszeit 69 - 79) als auch sein Sohn Titus (79 - 81) feierten den Sieg über die Juden auf Münzen. Die Landschaft Judäa wird als Person dargestellt. Sie sitzt mit verschleierten Hauptes - dem Zeichen der Trauer - zu Füßen einer Siegestrophäe. Auf den größeren Bronzemünzen steht häufig noch eine gefesselte männliche Figur in nichtrömischer Tracht daneben. Die Inschrift ist ebenso knapp wie präzise IVDAEA CAPTA "Das besiegte Judäa" oder ganz einfach nur IVDAEA. Die Bürger Roms wussten nur zu gut um die Bedeutung dieses Sieges.

Vespasian lässt aber auch schon Münzen prägen, auf der sein Sohn nach dem Sieg über Jerusalem im Jahre 71 auf der Triumphalquadriga in Rom einführt. Titus lässt zehn Jahre lang Münzen über seinen Sieg in Judäa folgen. Unter seinem Bruder Domitianus schließlich wird der Triumphbogen am Ende des Forums, der Titusbogen, fertiggestellt. Er verherrlicht noch heute den Sieg über die Juden. Er zeigt aber auch in seinen Reliefs die Verschleppung und Zersprengung dieses Volkes. Die Kriege von Vespasians und Titus Kriege waren der Beginn des Exodus.