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Karthago

Karthago wurde im 9. oder 8. Jahrhundert v. Chr. von phönizischen Siedlern aus Tyros gegründet. In Abgrenzung zur älteren Kolonie Utica nannten sie die Stadt Qart-Hadašt, was „Neue Stadt“ bedeutet. Eine antike Überlieferung datiert die Gründung Karthagos auf das Jahr 814 v. Chr. Die ersten archäologischen Funde lassen sich auf die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. datieren.

Die Gründungslegende Karthagos berichtet, wie die phönizische Prinzessin Elissa (Dido bei den Römern), die Schwester des tyrischen Königs Pygmalion, vor ihrem machtgierigen Bruder floh und an der afrikanischen Küste landete. Der ortsansässige Häuptling versprach ihr so viel Land, wie sie mit einer Kuhhaut umspannen könne. Dido schnitt daraufhin die Kuhhaut in dünne Streifen, legte sie aneinander und konnte somit ein großes Stück Land markieren. Dieser Küstenstreifen bildete (so die Legende) die Byrsa, die Keimzelle Karthagos. Nach der Gründung Karthagos habe sich Elissa selbst auf einem Scheiterhaufen geopfert, um der Stadt Wohlstand zu garantieren. Eine abgewandelte Form dieser Legende findet sich in Vergils Aeneis.

KarthagoDas Gemälde „Der Tod der Dido“ von Francesco Barbieri stellt die Selbstopferung Didos auf dem Scheiterhaufen dar

In den ersten beiden Jahrhunderten seines Bestehens war Karthago von seiner Mutterstadt Tyros abhängig. Als das phönizische Mutterland im 6. Jahrhundert v. Chr. von den Persern erobert wurde, löste sich Karthago vom tyrischen Einfluss. In der Folgezeit entwickelte es sich zu einer bedeutenden See- und Handelsmacht und gründete Kolonien auf Sizilien, Sardinien, Korsika, den Balearen, an der nordafrikanischen Küste und an der südlichen Mittelmeerküste Spaniens. Auch dauernde Konflikte während des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr. mit den griechischen Kolonien, vor allem Syrakus und seit seiner Gründung auch von Nikaia (Nizza), taten dem Aufstieg keinen Abbruch. Während dieser Zeit war Karthago einem starken Einfluss der griechischen Kultur ausgesetzt, aber mit den Etruskern verbündet.

Die Stadt prosperierte durch den Aufschwung des Seehandels. Im 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. war Karthago zur reichsten Stadt des Mittelmeerraums geworden. In ihr wohnten 400.000 Menschen, weitere 100.000 lebten in der angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzfläche der Megara.

Die drei Punischen Kriege gegen das aufstrebende Rom führten letztlich zum Niedergang Karthagos. Nach dreijähriger Belagerung eroberten die Römer unter Scipio Aemilianus Karthago 146 v. Chr. zum Ende des Dritten Punischen Krieges. Die Verteidiger unter Hasdrubal leisteten erbitterten Widerstand. Während der sechstägigen Eroberung plünderten und brandschatzten die römischen Truppen die Stadt. 50.000 der Einwohner ergaben sich den Römern und wurden in die Sklaverei verkauft.

KarthagoAusbreitung des karthagischen Machtbereiches bis zum Ausbruch des 1. Punischen Krieges 264 v. Chr.

Die berühmte Forderung des älteren Cato (Ceterum censeo Carthaginem esse delendam – „Im Übrigen meine ich, dass Karthago zerstört werden muss.“) wurde umgesetzt und die Stadt systematisch bis auf die Grundmauern geschleift. Die Legende, dass auf Karthagos Boden Salz gestreut wurde, um die Gegend unfruchtbar zu machen, stammt dagegen aus dem 19. Jahrhundert und wird durch antike Quellen nicht belegt. Die Stadtfläche lag jedoch ein Jahrhundert lang brach.

122 v. Chr. versuchte der Reformer Gaius Sempronius Gracchus im Rahmen seiner Sozialpolitik, Karthago als Colonia Iunonia Carthago wiederzugründen. Damit stieß er jedoch auf den Widerstand des Senats. Nach Gracchus' gewaltsamem Tod wurde das Vorhaben wieder aufgegeben. Schließlich war es Julius Caesar, dem Karthago seine Wiederauferstehung verdankte. Nach seinem Sieg über Pompeius im Jahr 46 v. Chr. entschloss sich Caesar, Karthago wieder aufbauen zu lassen. Verwirklicht wurde dieses Vorhaben erst unter Augustus, der 29 v. Chr. 3.000 Siedler in Karthago ansiedelte. Die Stadt trug nun den Namen Colonia Iulia Concordia Carthago.

Es erfolgte – insbesondere aufgrund des Handels mit Getreide und Töpferware – ein rascher Aufschwung. Im 2. Jahrhundert war Karthago mit über 300.000 Einwohnern nach Rom, Alexandria und Antiochia die viertgrößte Stadt des Römischen Reiches.

KarthagoRuinen der Antoninus-Pius-Thermen in Karthago

238 wurde hier der kaiserliche Statthalter von Rebellen als Gordian I. zum Gegenkaiser ausgerufen – die Revolte wurde zwar niedergeschlagen, markierte aber für Kaiser Maximinus Thrax den Anfang vom Ende.

Bereits Ende des 2. Jahrhunderts bestand in Karthago eine große christliche Gemeinde; die Stadt war aufgrund ihrer Größe neben Rom der wichtigste Bischofssitz in der westlichen Reichshälfte.

Die Akten der Scilitanischen Märtyrer, die 180 in Karthago hingerichtet wurden, stellen das älteste christliche Dokument in lateinischer Sprache dar. Im Jahr 203 ließen die heiligen Felicitas und Perpetua in der Arena Karthagos ihr Leben. Wichtige Kirchenväter wie Tertullian und Cyprian wirkten in Karthago und prägten die christliche Literatur in lateinischer Sprache. Cyprian konnte in seiner Zeit als Bischof (248–258) die Christengemeinde von Karthago durch zahlreiche Synoden afrikanischer Bischöfe als führende Gemeinde der prokonsularischen Provinz Africa etablieren, deren Autorität auch nach Spanien, Gallien und Italien ausstrahlte. Zugleich nahmen die Christenverfolgungen zu: Cyprian starb 258 den Märtyrertod. Ende des 4. Jahrhunderts studierte der Kirchenvater Augustinus von Hippo in Karthago.