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Janustempel

Janustempel

Was die Gestalt des Gebäudes betrifft, so hat man sich darunter einen doppeltürigen Ianus (Ianus geminus) oder ein Durchgangstor, an einer sehr belebten Straße gelegen, zu verstehen.

Die genaueste Vorstellung von diesem Gebäude und seiner Einrichtung verdanken wir einer Beschreibung des Procopius (er lebte im 6. Jh. n.Chr. und hatte das Gebäude noch sehen können) und Münzen von Augustus und Nero. Nach Procopius war der Tempel ganz aus Erz (Bronze ?), viereckig und nur so hoch, dass das 5 Ellen hohe Bild des Gottes darunter stehen konnte. Das Doppelgesicht der Statue schaute nach Osten und Westen zu beiden Toren heraus.

Die Gestaltung des Kopfes der Statue hat man sich nach dem Vorbild der alten römischen Münzen zu denken. Auf Münzen des Nero erscheint der geschlossene Janustempel als ein würfelförmiges Gebäude, von dem die Front und eine Seite sichtbar sind. Jene besteht aus einem Tor mit geschlossenen valvae, welches von zwei einen Bogen tragenden korinthischen Säulen gebildet wird. Von dem die Rückwand bildenden gleichen Tor sieht man die Ecksäule; die beide Tore verbindende Seitenwand erreicht nur die Höhe der Tore, das offene obere Viertel schließt ein Gitter, auf den Säulen ruht vorn wie zur Seite ein zweigliedriges Gebälk.

An den Janus knüpft sich eine alte Lokalsage, welche einerseits die Entstehung einer in un­mittelbarer Nähe des Heiligtums befindlichen warmen Schwefelquelle, andererseits die Öffnung der Tempeltüren in Kriegszeiten erklären soll. Diese Geschichte steht ziemlich übereinstimmend bei Macrobius und bei Ovid. Als die Sabiner die am Fuße des Viminalis (einer der 7 Hügel Roms) gelegene Porta Ianualis stürmten, deren Türen sich immer wieder von selbst öffneten (nach Ovid öffnete sie Juno, denn die Göttin war den Römern feindlich gesonnen) und als die Verteidiger das offene Tor nicht mehr halten konnten, soll Janus eine große Masse heißen Quellwassers aus der geöffneten Pforte auf die Angreifer geschleudert haben, so dass die an dieser Stelle arg gefährdete Altstadt dadurch gerettet worden sei. So soll die merkwürdige Sitte entstanden sein, in Kriegszeiten die Türen des Janus offen zu halten und nur dann zu schließen, wenn einmal im gesamten Römischen Reich tiefer Frieden herrschte.

Nach Vergils Beschreibung des Brauches war es wohl so, dass der Feldherr und das ganze Heer durch den geöffneten Janus in den Krieg gezogen ist, d.h. wohl durch das östliche, vom Forum wegführende Tor. Schließungen fanden statt unter Numa ferner unter Augustus und Nero.Über die Bedeutung dieser Sitte waren schon die alten Schreiber nicht einig. So behaupteten einige, dass der Dämon des Krieges in Friedenszeiten im Heiligtum verschlossen sitze, im Kriege aber daraus gegen die Feinde hervorbreche. Andere umgekehrt, dass nicht der Krieg, sondern der Frieden im Janustempel hause und durch Schließung der Türen am Entweichen gehindert werden soll. Der wesentliche Grund dieses Brauches scheint aber folgender zu sein: Wie der Ianus des Privathauses über dessen Eingang, die Janua wacht, so beschützt der Janus geminus den alten Haupteingang des Forums.