Bataveraufstand
69 n.Chr.
Nach dem Aufstand des Vindex (ab März 68 n. Chr.) wurden die beiden bei der Truppe beliebten Statthalter der germanischen Militärbezirke, die sich dem neuen Kaiser Galba verdächtig gezeigt hatten, ersetzt. In Untergermanien wurde Aulus Vitellius Statthalter, der aber kurz darauf als Kaiserkandidat nach Rom zog, In Obergermanien wurde der fußkranke Hordeonius Flaccus eingesetzt, dem von seinem ehemaligen Kollegen Vitellius, als dieser nach Italien ging, auch der niedergermanische Militärbezirk übergeben wurde.
Etwa Anfang September 69 n. Chr. brach im Batavergebiet ein Aufstand der Canninefaten aus, die von Friesen unterstützt wurden. Alle Römer, Militär genauso wie Zivilisten, wurden aus dem Rheindelta vertrieben. Der geheime Hintermann des Aufstandes soll der Bataverfürst Civilis gewesen sein, der im Einvernehmen mit Antonius Primus, dem Sachwalter Vespasians im Westen, als Vespasianer gehandelt haben soll.
Der römische Gegenschlag des örtlichen Legaten Lupercus aus Vetera wurde zurückgeschlagen, weil einige Hilfstruppen, darunter Iulius Civilis mit seiner Einheit, die Seite wechselte und offen den Befehl über die Aufständischen übernahm. Lupercus wurde von Civilis in Vetera eingeschlossen und belagert. Acht kampferfahrene Bataverkohorten, die vorher lange in Britannien gedient hatten, schlugen sich zu Civilis durch und stellten eine große Verstärkung dar.
Flaccus schickte von Mainz aus Truppen nach Gellep unter dem Befehl des Legaten Vocula. Er selbst folgte mit dem Schiff bis Neuss. Unterwegs soll Flaccus Vocula den Oberbefehl übertragen haben. Es folgen beiderseitige Plünderungszüge: Vocula im Cugernergebiet, Civilis bei Ubiern, Menapiern und Morinern. In Germanien wurde Anfang November die Niederlage des Vitellius bekannt.
Die Legionen leisteten infolge ihrer Parteinahme für Vitellius nur widerwillig dem neuen Kaiser Vespasian den Treueeid, anders ihre Offiziere. Civilis seinerseits setzte trotz des Vespasianischen Sieges seinen Kampf fort, nun gegen Rom. Vocula brach die Belagerung Veteras, zog aber unter Schwächung der dortigen Besatzung nach Neuss rheinaufwärts. Civilis erneuerte sofort seine Belagerung um Vetera.
Im Neusser Lager kam es zu einer Meuterei in deren Verlauf Flaccus erschlagen wurde. Vocula konnte sein Leben retten. In einem Kölner Privathaus fand eine Verschwörung statt, mit dem erklärten Ziel der Befreiung Galliens von Rom. Beteiligt waren Lingonen, Treverer, besonders Iulius Classicus, einzelne Tungrer und Ubier und, durch Boten Civilis.
Vocula, wieder Herr über zumindest eines Teils der Legionen, soll angeblich Kenntnis von der Kölner Verschwörung gehabt haben. Dennoch zog er, sich auf die Hilfstruppen unter der Führung von Verschwörern stützend, in Richtung Vetera. Dort liefen die Verschwörer offen zu Civilis über, worauf Vocula sich auf Neuss zurückzog. Die Verschwörer folgten und errichteten in kurzer Entfernung ein Lager. Es kam zu friedlichen Kontakten zwischen den Lagern. Schließlich wurde Vocula von einem gekauften Römer erschlagen und Classicus, der Anführer der Verschwörer, in das Lager gelassen.
Iulius Classicus zog im Kaiserornat in das Legionslager Neuss ein und ließ die dortigen Legionäre einen Treueeid auf ein "Imperium Galliarum" schwören. Boten wurden zu den Hilfsvölkern gesandt, die dort um Truppen und Verpflegung ersuchen sollten. Ferner wurden in der Belgica die Büsten des Vitellius wieder aufgerichtet. Classicus konnte seine Macht südlich bis über Mainz hinaus ausdehnen, den Raum nördlich der Eifel überließ er aber dem Civilis.
Der Versuch der Treverer, neben den Lingonen weitere gallische Bundesgenossen zu finden, schlug auf einer Konferenz in Reims fehl. Vetera fiel. Die überlebenden Römer wurden von den Germanen unter Bruch des zugesagten freien Abzuges getötet.
Petillius Cerialis, Schwiegersohn des Vespasian, wurde mit der Niederschlagung des Bataveraufstandes beauftragt. Er kam aus Italien über Mainz ins Treverergebiet, wo er die Truppen des Classicus mehrmals besiegen und Trier selbst einnehmen konnte. Die ehemals abgefallenen römischen Legionen schlossen sich ihm an. Classicus floh zu Civilis, der ihn als Unterfeldherrn einsetzte. Civilis wurde geschlagen, als er Trier zurückerobern wollte. Als Folge zog sich Civilis geschlagen, aber nicht besiegt geordnet bis auf Vetera zurück.
Mehrere Monate später erst kam es bei Vetera zu einer zweitägigen Schlacht, die mit einem unvollständigen römischen Sieg endete. Civilis konnte sich mit seinen Truppen auf die Bataverinsel selbst zurückziehen. Cerialis ließ eine Brücke zu der Bataverinsel bauen und begann diese zu plündern. Im batavischen Lager machte sich die Kriegsmüdigkeit breit, die Cerialis diplomatisch durch Verhandlungen zu einzelnen Gruppen auszunutzen verstand. Schließlich erklärte sich Civilis auch zu offenen Verhandlungen bereit. Leider bricht der taciteische Bericht während der Rechtfertigungsrede des Civilis mit Cerialis ab.