Hadrians Reisen - Teil 1
Römische Geschichte im Münzbild
Ein Kaiser auf Reisen: Der von Traian durch Adoption zu seinem Nachfolger bestimmte Hadrian wurde am 11. August 117 n.Chr. zum Kaiser erhoben. Er ist in die römische Geschichte als der Herrscher eingegangen, unter dessen Regierung das Reich die geographisch grösste Ausdehnung hatte. Vielleicht ist dies die Ursache dafür, dass er uns auch als der "Reisekaiser" bekannt ist.
Hadrians Herrschaft stand von Anfang an unter dem politischen Ziel der Friedensbewahrung, das nicht mehr von der Eroberungspolitik Traians geprägt war. Die kaiserlichen Reisen erfolgten gewiss nicht zu seinem bloßen Vergnügen, obwohl gerade von Hadrian bekannt ist, dass er sehr aufnahmefähig, wissbegierig und bildungshungrig war. Er war der erste römische Kaiser, der die Reichsteile nicht nur als eine Ansammlung eroberter Gebiete betrachtete, sondern als einen Zusammenschluss vieler Völker unter der römischen Schutzmacht, die den Frieden garantieren musste.
Von seiner Abreise im Jahre 121 n.Chr. an, bis 133 n.Chr. war Hadrian fast ununterbrochen unterwegs. Jede Provinz, jede Stadt und jedes Heer, wurden durch seinen Besuch nachhaltig auf den Gebieten der Verwaltung, Rechtsprechung oder militärischen Verteidigung beeinflusst. Seine regelmäßigen und sachkundigen Inspektionen der Truppen bewirkten, dass sie kampfbereit und kriegstauglich blieben. Der Verzicht auf Eroberungsfeldzüge bedeutete Zeit für die Verstärkung der Grenzen durch Heeresabteilungen und den Bau wirksamer Verteidigungsanlagen in Germanien, Britannien und Rätien. Zuerst besuchte der Kaiser Gallien und die nördlichen Gebiete des Imperiums, wo er die Rhein- und Donaufront inspizierte und verstärken ließ.
Im darauffolgenden Jahr setzte er nach Britannien über, wo er die nördlichste Reichsgrenze gegen die ständigen Einfälle der Scoten absicherte und den nach ihm benannten Hadrianswall zwischen England und Schottland errichten ließ. Daran schloß sich ein Besuch der römischen Provinzen in Spanien an. Im Frühjahr 123 n.Chr. brach er zu einer noch grösseren Reise in den Osten des Reiches auf, die ihn bis an die Küste des Schwarzen Meeres führen sollte. Am Anfang stand ein Aufenthalt in Ephesos, wonach er Richtung Bythinien reiste und dort veranlasste, die Hauptstadt Nicomedia, die durch ein Erdbeben zerstört worden war, wieder aufzubauen. Per Schiff setzte er seine Reise fort nach Trapezunt am Schwarzen Meer. Auf dem Landwege kam er im Anschluss nach Claudiopolis, wo er wahrscheinlich seinen langjährigen Favouriten Antinous kennenlernte, dessen Heimatstadt Claudiopolis war.
Von dort wandte er sich südlich, nach Phrygien, wo er das Grab Alkibiades, des bekannten athenischen Feldherren und Politikers des ausgehenden 4. Jh.v.Chr., wieder instand setzen ließ. Von Ephesos segelte er über Rhodos nach Athen, wo er sich besonders gerne aufhielt. Hadrians Anwesenheit in Athen ist durch etliche Bauten belegt, die er dort errichten ließ. Seine Idee war es, neben dem Alten Athen eine neue Stadt zu errichten. Ein Tor Verband die beiden Stadtteile miteinander.
Die Bibliothek und heute noch fliessende Brunnen sind Zeugen seiner Aktivität. Berichtet wird auch über seinem Besuch von Eleusis, wo Hadrian sich in die Mysterien einweihen ließ. In Athen und Achäa verbrachte er den Winter, bevor er 126 n.Chr. über Sizilien nach Rom zurückkehrte.
Zur Münzgeschichte: Hadrians Prägungen, die sich mit seinen Besuchen in den einzelnen Reichsteilen befassen, werden "Reiseerinnerungsmünzen" genannt. Man kann sie in vier Gruppen aufteilen. In der ersten erscheint das Bild des besuchten Landes allein. In der Zweiten wird die Ankunft des Princeps gefeiert (ADVENTVS AVG). In der dritten Gruppe wird Hadrian RESTITVTOR, Erneurer, Wiederhersteller des Landes genannt und in der vierten schließlich wird seine Sorge um das Heer der einzelnen Provinzen gewürdigt, mit der Umschrift EXERCITVS. Zum zuletzt erwähnten Typ gab er eine einmalige Serie heraus, die jede einzelne seiner zehn wichtigsten Armeen mit ihren Besonderheiten feierte.
Die Mehrzahl seiner Reisemünzen wurde erst gegen Ende seiner Regierungszeit geprägt, nachdem er von seiner zweiten grossen Reise zurückgekehrt war.