Ausdruckskraft durch Bilder auf Münzen
Schon früh erkannten die Römer den hohen Aussageund Informationswert ihrer Münzprägungen. Da viele römische Bürger des Lesens unkundig waren, bediente man sich bildhafter Darstellungen, die von jedermann verstanden wurden. Fanden sich auf den Vorderseiten der Münzen in der Regel die Herrscherportraits (zumindest seit den Imperatorischen Prägungen), ließen die Rückseiten reichlich Platz für Information und Propaganda.
Die häufigsten Bilder waren mannigfaltige Darstellungen von Gottheiten. Zu diesen zählten die traditionellen Götter, die bei den Griechen ihre Entsprechungen hatten. Als Hauptgötter seien hier genannt Jupiter, Juno und Minerva, bekannt als die kapitolinische Trias. Doch personifizierten die Römer auch Dinge oder Vorgänge, so daß z. B."das Glück" in der Glücksgöttin FORTVNA, oder "die Ehre und Tapferkeit" im Gott HONOS als Gottheit verehrt wurden.
Welche Gottheiten jeweils dargestellt waren, ließ sich entweder anhand der Münz-Umschrift entziffern oder durch die den Gottheiten beigegebenen Attribute klar erkennen. Diese identifizierten die Gottheit eindeutig, so daß auch der des Lesens Unkundige die Aussage der Münze erkannte.
Die Bedeutung der Darstellung ist leider heute nicht immer einfach zu verstehen. Im Zusammenhang mit AVG oder AVGVSTI wurden die in der Gottheit verehrten Eigenschaften als persönliche Attribute des Herrschers proklamiert (z. B. CLEMENTIA AVGVSTI = Milde des Herrschers). Im Falle der Leseform AVGVSTA ist in der Regel die Gottheit selbst gemeint (z. B. Felicitas, Securitas, Spes, Providentia, Aequitas, Fortuna u. a. ).
Die römischen Herrscher drückten schon sehr früh ihre persönlichen Taten und Eigenschaften durch entsprechende "Bildwahl" aus. Die Darstellung der LIBERALITAS mit der Umschrift LIBERALITAS AVG III sagte aus, daß der Kaiser zum dritten Mal seine Freigiebigkeit erwiesen und Teilen der Bevölkerung eine Sachoder Geldspende hatte zukommen lassen. Diese direkten Bezüge finden sich ab und an auf Münzen der ersten beiden Jahrhunderte. Später sind programmatische Aussagen häufig. PROVIDENTIA AVG(usti) war die personifizierte Voraussicht des Kaisers. SALVS AVG(usti) beschwor die Gesundheit des Kaisers.
Beinamen erläuterten oder veränderten den Sinn einer Darstellung. FORTVNA wurde als FORTVNA REDVX zur Göttin "der glücklichen Rückkehr" des Kaisers. FIDES, Sinnbild der Treue, symbolisierte das Treuegelöbnis zwischen Kaiser und Volk. Als FIDES MILITVM, dargestellt mit militärischen Feldzeichen, stellte sie die Verbundenheit des Kaisers mit dem Heere heraus. Vor allem den Herrschern des 3. Jahrhunderts war an dieser Allianz viel gelegen.