Eine Münze auf den ersten niedergelassenen Arzt in Rom
Ein Denar der altrömischen Familie Acilia zeigt auf der Vorderseite das belorbeerte Haupt der Göttin Salus und hinter ihrem Haar das Wort SALVTIS. Die Rückseite der Münze trägt die Legende MN. ACILIVS III VIR. VALETV. dazu das Bildnis der stehenden Göttin Valetudo, die sich an eine Säule anlehnt und in ihrer rechten Hand eine Schlange hält. Der Münzmeister dieser etwa 50 v. Chr. geprägten Münze, Manius Acilius, wollte daran erinnern, daá nach der šberlieferung der griechische Arzt Archagathos seine Praxis am Acilischen Kreuzweg (compitum Acilii) in Rom übernahm.
Der Schriftsteller Plinius berichtet in seiner Naturalis historia die Geschichte des Griechen. Er kam im Jahre 219 v. Chr. nach Rom und war der erste Heilkundige, der in der Stadt seinen Beruf frei ausüben durfte. Nachdem er das römische Bürgerrecht erworben hatte, wurde ihm auf Staatskosten eine Niederlassung in der Straße Acilia zugewiesen. Mit ihm hatte die gens Acilia, seine Familie, der römischen Bevölkerung den ersten Arzt gestellt. Dieses Ereignis war dem Mn. Acilius eine Münzprägung wert.
Wichtiger als dieser Familiensinn des Acilius ist uns die Frage, welche Vorstellung das römische Volk überhaupt mit der Gottheit Salus verband und was ihm die Göttin Valetudo bedeutete, die Acilius zugleich vorstellt. Salus verhieá den Römern Gesundheit und Wohlbefinden, Heil und Glück des einzelnen Bürgers, aber auch des Herrschers und des Staates. An die Gottheit richtete man die Bitte um die Erhaltung des Friedens, um Schutz vor Kriegsgefahr und Kriegsunglück.
Der Göttin Valetudo waren dieselben Lebensgüter anvertraut. Im wesentlichen sollte sie einen einmal erreichten Zustand von Gesundheit des Einzelnen und der Unversehrtheit des Staates sichern. Ob beide Gottheiten eins waren, ist nicht völlig geklärt.
Die Salus in Rom ging auf die kultische Figur der Hygieia Griechenlands zurück. Sie war dort die Göttin der Gesundheit und Heilung, eine Tochter des Asklepios, des Gottes der Heilkunst. Beide Kulte wurden auf Geheiá der Sibylle von Cumae bei einer Pestseuche um 293 in Rom eingeführt. Auf Weisung dieser Sibylle nahmen die Römer auch Asklepios in ihr Pantheon auf. Sie nannten ihn Aesculapius und verehrten ihn als Gott. Seine Tochter Hygieia wurde gegen Ende der Römischen Republik mehr und mehr durch Salus verdrängt. Die III VIRI, das Dreimännerkollegium, bildeten die römische Magistratur für die Münzverwaltung. Diese hatte staatsrechtlich ein Sonderstatut mit eigener weitreichender Zuständigkeit in Angelegenheiten des Münzwesens. Die Triumvirn bestimmten u.a. die Münztypen. In den ersten Jahren seit Einführung des Denars erscheint auf der Vorderseite des Bild der Göttin Roma, auf der Rückseite die Schutzgötter der Stadt, Castor und Pollux, sowie die Inschrift ROMA.
Später wandeln sich die Bilder. Die Anonymität wird gänzlich aufgehoben, die Münzmeister zeichnen mit ihrem Namen - und die Wahl des Münzbildes verdeutlicht die Wichtigkeit ihrer Familie, wie wir an diesem schönen Beispiel sehen können.