Pflege antiker Münzen
Antike Münzen sind kleine Kunstwerke, die Jahrtausende überdauert haben. Wir erfreuen uns an ihnen und durch die Geschichten, die sie uns erzählen, werden alte Zeiten wieder lebendig. Es ist unsere Pflicht, diese Zeugen der Vergangenheit so zu behandeln, daß sie auch künftigen Generationen zur Erbauung dienen. Doch leider werden durch falsche Aufbewahrung und vor allem durch falsche Reinigung häufig viele ideelle und oft auch beträchtliche materielle Werte unwiederbringlich zerstört.
Das Material der antiken Münzen unterliegt im Laufe der vielen Jahrhunderte natürlichen Veränderungen. Die verschiedenen Münzmetalle verhalten sich dabei allerdings recht unterschiedlich. GOLD ist ein ganz besonderes Metall, das durch natürliche Umwelteinflüsse nicht angegriffen wird. Antike Goldmünzen sehen heute noch genauso aus wie vor fast 2000 Jahren, als sie verloren wurden oder als Schatz in die Erde kamen. SILBER wird dunkel. Diese Verfärbung erfolgt durch eine Verbindung des Metalls mit Schwefel. Er befindet sich im Schwefelwasserstoff in der Luft oder gelangt durch den Handschweiß auf die Münze. Viele antike Silbermünzen liegen bereits Jahrzehnte in Sammlungen und haben eine dunkle Silberpatina angesetzt, die oft den individuellen Reiz der Münze ausmacht. Jeder Sammler sollte sich davor hüten, diese Patina mechanisch oder chemisch zu entfernen. Er würde die Münze unweigerlich beschädigen und viel von ihrem Wert nehmen.
Silbermünzen, die erst vor kurzem im Boden gefunden wurden, besitzen diese Patina noch nicht. Stattdessen können sie mit Hornsilber überzogen oder durch den Kontakt mit anderen Metallen verkrustet sein. Ungereinigt gelangen solche Münzen normalerweise nicht in den Handel. Die Behandlung erfordert große Sachkenntnis und sollte dem Spezialisten überlassen werden. Die größten Veränderungen erfahren antike Münzen aus BRONZE, MESSING und KUPFER. Von der ursprünglichen Farbe des Metalls (braun, gelb und rot) ist nichts mehr vorhanden, nachdem die Münze mehr als 1000 Jahre im Boden lag. Ihre Oberfläche verändert sich durch Einwirkungen der organischen Säuren und Salze der Erde die Münze setzt eine PATINA an. Je nach Bodenbeschaffenheit kann diese Patina eine unterschiedliche Farbe und Struktur annehmen. Die Farbe variiert von hellgrün über oliv, rot, rotbraun, braun bis schwarz selbst himmelblau ist möglich. Auch unterschiedliche Verfärbungen auf einer Münze treten auf. Die Patina kann sehr lose auf der Münze aufsitzen und bei der kleinsten Berührung abplatzen oder die Münze fest wie ein Panzer umschließen.
Die Qualität der Patina ist neben der Erhaltung ein wichtiger Aspekt bei der Bewertung antiker Münzen. Der Wert einer römischen Bronzemünze kann durch eine attraktive Patina beträchtlich gesteigert werden. Die Patina muß bei einer Reinigung pfleglich behandelt werden. Anhaftender loser Schmutz ist mit Wasser und einer weichen Bürste mühelos zu entfernen. Festsitzender Schmutz kann nur mechanisch beseitigt werden. Auch dies sollte einem Spezialisten überlassen werden, da die Arbeit nur mit viel Erfahrung unter einem Mikroskop vorgenommen werden kann.
Eine Münze, die bei einem Münzhändler erworben wurde, bedarf normalerweise keiner nachträglichen Reinigung oder Konservierung. Sie sollte allerdings so aufbewahrt werden, daß sie im Laufe der Jahre keine schädlichen Veränderungen erfährt. Gänzlich ungeeignet zu diesem Zweck sind Alben mit Plastikseiten. Das in den 60er und 70er Jahren verwendete Plastik setzt Weichmacher frei. Durch chemische und physikalische Reaktionen wird die Oberfläche der Münzen angegriffen. Die Schäden sind oft irreparabel. Das heute verwendete Plastik soll zwar weichmacherfrei sein, aufgrund der schlechten Erfahrung wird von der Benutzung jedoch dringend abgeraten.
Aufbewahrungssysteme, in denen die Münzen frei liegen mögen sie aus Hartplastik sein oder mit speziellem Kunstsamt ausgeschlagen sind zur Präsentation antiker Münzen ideal. Sehr edel sieht natürlich ein spezieller Münzschrank aus Holz aus. Allerdings muß sorgfältig darauf geachtet werden, daß das Holz nicht mit Holzschutzmitteln behandelt wurde. In solch offenen Systemen können die Münzen jederzeit herausgenommen und betrachtet werden. Nur wenn der Sammler die Möglichkeit hat, seine kleinen und großen Schätze immer wieder in die Hand zu nehmen und genau zu betrachten, wird sich ihm die Schönheit der antiken Münzen erschließen.