Goten
Der ostgotische Historiker Jordanes (um 550 n. Chr. ) bezeichnet die "Insel Scandza" als Urheimat der Goten. Wahrscheinlich meint er damit die Insel Gotland vor der schwedischen Küste. Aus diesem Gebiet wanderte in vorchristlicher Zeit ein großer Teil dieses Volkes über die Ostsee in das Weichselgebiet aus. Um 150 n. Chr. begannen die Goten sich nach Süden zu wenden. In Südrußland, nördlich des Schwarzen Meeres, besiedelten sie das Gebiet zwischen Dnjepr und Don. Um 230 hatten die Goten in dieser Region ihre Vorherrschaft etabliert.
In diese Zeit fiel auch die große wirtschaftliche und politische Krise des römischen Reiches. Die Goten nutzten diese Schwäche aus und durchbrachen plündernd die Grenzen. Meist zielten ihre Einfälle auf die Provinz Mösien am Unterlauf der Donau, 254 erschienen sie jedoch bereits vor Thessalonike (Saloniki in Griechenland). Die Römer konnten ihnen militärisch keinen Einhalt bieten und mußten sich kurze Friedenspausen meist teuer durch Tributzahlungen erkaufen.
Im letzten Jahr der Regierung des Gallienus (253-268) vermeldeten die Römer endlich ihren ersten Sieg. General Marcianus führte sowohl unter Gallienus als auch unter dessen Nachfolger Claudius II. die römischen Truppen an. Erste Erfolge schwächten die Goten zwar, konnten sie aber nicht vertreiben. Kaiser Claudius sah sich genötigt, kurz nach der Regierungsübernahme und dem Sieg über die Alamannen am Gardasee, persönlich den Befehl zu übernehmen. Er schlug die Goten 269 vernichtend bei Naissus (Nisch in ehemaligen Jugoslawien). Nachdem Claudius für den Sieg über die Alamannen bereits mit dem Titel "Germanicus Maximus" ausgezeichnet wurde, ehrte man ihn jetzt als "Gothicus Maximus". Dieser Sieg hat bei den Römern solch einen großen Eindruck hinterlassen, daß der Kaiser seitdem "CLAUDIUS II. GOTHICUS" genannt wurde. Münzen mit der Inschrift VICTORIAE GOTHICAE (Siege über die Goten) zeugen bis heute von diesen Erfolgen.