Christogramm
Das Zeichen Christi erobert die antike Welt
Am 28. Oktober 313 nach Christus standen sich an der Milvischen Brücke vor Rom die Armeen von Constantin und Maxentius gegenüber. Die Streitkräfte waren einander ebenbürtig, aber Maxentius befand sich in der strategisch günstigeren Position. Er residierte in der für uneinnehmbar gehaltenen Hauptstadt und konnte den Ansturm Constantins in Ruhe abwarten.
Wie üblich, wurde vor dem Kampf das Orakel befragt. Die Priester deuteten die Zeichen günstig, sodass Maxentius sich entschloss, die schützenden Mauern Roms zu verlassen.
Auch Constantin suchte um göttliche Hilfe nach. Zwei christliche Geschichtsschreiber schildern Constantins Eingebungen am Tage vor der Schlacht. “Constantin wurde in der Nachtruhe gemahnt, auf den Schilden der Soldaten das himmlische Zeichen Gottes anzubringen und so die Schlacht zu beginnen. Er tat, wie ihm geheißen, und zeichnete mit einem quergestellten X, dessen oberer Arm umgebogen ist, Christus auf die Schilde. Mit diesem Zeichen gerüstet, griff das Heer zur Waffe”. So berichtet Laktanz.
Bei Eusebius heißt es: “Zu nachmittäglicher Stunde, als der Tag sich schon neigte, habe er mit eigenen Augen am Himmel über der Sonne das Siegeszeichen eines Kreuzes gesehen, das aus Licht gebildet war. Daran sei eine Schrift befestigt gewesen, die lautete: Hierdurch siege.” Unter dem Zeichen Christi wurden die Truppen des Maxentius durch Constantins Armee vernichtend geschlagen.
Das “Christogramm” wurde aus den griechischen Buchstaben X (Chi) und P (Rho) gebildet, den Anfangsbuchstaben des Wortes XRISTOS (CHRISTOS, der Gesalbte). Als Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber dem Christengott übernahm Constantin dieses Zeichen als Teil der Helmzier. Wie seine Vorgänger war auch Constantin zeitlebens Pontifex Maximus, römischer Oberpriester, und in religiösen Fragen verbindlicher Herr.
Anfangs gestattete er das Christentum nur als gleichberechtigten Kult neben den heidnischen Religionen. Doch im Laufe der Jahre wandte er sich immer mehr dem neuen Glauben zu. An der heidnischen Prozession zum Tempel des Jupiter Optimus Maximus auf dem Kapitol anlässlich seines zwanzigjährigen Regierungsjubiläums im Jahre 326 nahm er nicht mehr Teil. Auf dem Totenbett ließ der große Herrscher sich taufen. Das Christentum trat nun seinen Siegeszug durch die römische Welt an. Auch in der Münzprägung nehmen christliche Symbole einen immer größeren Raum ein. Anstelle des Zepters als Zeichen seiner Amtsgewalt, hält der Kaiser immer häufiger das Labarum, die Standarte mit dem Christogramm.
Die Nachfolger Constantins prägen Münzen mit der Umschrift HOC SIGNO VICTOR ERIS (Durch dieses Zeichen wirst du Sieger sein) in Erinnerung an die Schlacht an der Milvischen Brücke. Sogar das Christogramm selber wird zum Motiv einer Münze. Im byzantinischen Reich, das Staat und Kirche als Einheit betrachtete, erscheint Christus auf der Vorderseite der Münzen, während der Kaiser auf den Rückseiten abgebildet wird.