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Genius des römischen Volkes

Diese frühe Darstellung demonstriert in eindrucksvoller Weise den Herrschaftsanspruch der Römer, die zu jener Zeit bereits in der Welt des Mittelmeerraumes dominierten. Die Vorderseite zeigt "G. P. R.", den "Genius Populi Romani" mit dem Zepter als Zeichen seiner Macht.

Die Rückseite symbolisiert die Herrschaft (Zepter mit Kranz) des römischen Volkes (Genius der Vorderseite) über Land (Globus) und Wasser (Steuerruder). Dies ist eine der symbolträchtigsten Münzen aus republikanischer Zeit."Genius" bezeichnet im Lateinischen ursprünglich die dem Manne innewohnende Macht seine Zeugungskraft. Durch den Genius als vorstellbares Wesen wird diese Macht vergÔttlicht und personifiziert. Der Geburtstag des Hausherrn war das größte Fest für den Genius, an dem diesem Gott von allen zum Haushalt gehörenden Personen Familienmitgliedern, Sklaven und engen Freunden besondere Opfer dargebracht wurden. Der Genius war darüberhinaus immer an die lebende Person gebunden, er nahm seinen Anfang mit der Geburt und endete mit dem Tod.

In der Kunst zu der auch die Münzprägung gehört wird der Genius durch eine männliche Person dargestellt. In republikanischer Zeit ist der Genius noch bärtig, später ein kräftiger Jugendlicher. Bärtig als Zeichen der Weisheit ist in der Kaiserzeit nur noch der "Genius des Senates". In der Vorstellungskraft der Römer konnten neben Personen auch Sachen oder sogar abstrakte Ideen ihren eigenen "Genius" haben. Sehr früh erscheint der "GENIUS POPULI ROMANI" die göttliche Verkörperung des Römischen Volkes. Auch einzelne Truppenteile oder Städte hatten ihren Genius, die bei besonderer Gelegenheit sogar durch eine Münzprägung geehrt wurden.

Die Ehrungen für den "GENIUS AUGUSTI" (Genius des Kaisers) bildeten in der Kaiserzeit einen der Grundpfeiler des Herrscherkultes. Den Eckstein legte Augustus bereits in frühen Jahren. Zu den großen Ehren, die ihm in den Jahren 31-29 v. Chr. zugestanden wurde, gehörte auch die Verfügung, daß bei allen öffentlichen und privaten Gelagen seinem Genius ein Trankopfer darzubringen sei. Da der Kaiser wenigstens im Westen des Reiches anfänglich nicht selber als Gott verehrt werden durfte, wurde stattdessen seinem Genius geopfert. Nero ließ dann erstmal Münzen mit dem Bild des "GENIUS AUGUSTI" prägen.

Die bekanntesten Darstellungen des Genius finden sich auf den neuen großen bronzenen Folles nach der Münzreform des Diocletian vom Jahr 294. Der nackte Jüngling hält in der Rechten eine Schale, aus der er eine Flüssigkeit opfert, in der linken ein Füllhorn als Zeichen des Überflusses. Über seiner Schulter liegt ein chlamys (kurzer Mantel), als Kopfbedeckung trägt er einen modius (Getreidemaß). Diocletian hatte das zerstrittene Reich wieder einigen können. Daß der Kaiser jetzt gerade den Genius des Volkes und nicht den des Herrschers als Bild für die neuen Münzen wählte, die in allen Münzstätten des Reiches sowohl für Diocletian als auch seine Mitregenten geprägt wurden, verdeutlicht in eindrucksvoller Weise, wie sich Diocletian bemühte, den gemeinsamen Romgedanken in seinem Herrschaftsgebiet wiederzuerwecken.