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Sol
Der Sonnengott

Im religiösen Empfinden der Griechen waren Himmelsbilder nicht nur von Göttern geschaffen, sie waren selber Götter in Person. In der Sonne erkannten sie den Gott Helios , Bruder der Morgenröte (Eos) und der Mondgöttin (Selene). Täglich lenkte er den von vier feurigen Rossen gezogenen Sonnenwagen von Ost nach West und gab der Welt den Tag. Nachts fuhr er in einem goldenen Kahn am äußersten Rand des Okeanus zurück, bis er wieder im Osten am Kaukasus ankam um von dort seine Fahrt erneut zu beginnen.

Besondere Verehrung genoß Helios auf der griechischen Insel Rhodos. Dort stand über der Hafeneinfahrt eine 70 Ellen (ca. 30m) große eherne Statue des Sonnengottes, um 290 v. Chr. durch den Bildhauer Chares von Lindos vollendet. Dieser "Koloß von Rhodos" zählte zu den sieben Weltwunder der Antike. Auch die Münzen von Rhodos zeigen den Schutzgott der Stadt, sein Kopf bekränzt mit der Strahlenkrone, welche in römischer Zeit die Vergöttlichung eines verstorbenen Kaisers kennzeichnete.

Die Römer verehrten den Sonnengott unter dem Namen "Sol". Allerdings zählte er anfangs nicht zu den wichtigen Göttern. Ihm war in republikanischer Zeit nur ein kleiner Tempel auf dem Quirinalshügel geweiht. Erst im Ausklang der Republik und während der Kaiserzeit gewann der Kult um diesen Gott immer mehr an Bedeutung.

Marcus Antonius nannte die Zwillinge, die ihm seine Geliebte Kleopatra geboren hatte, Alexander Helios und Kleopatra Selene. Auch plante er, dem Sol in Rom einen weiteren Tempel zu weihen, denn im Osten entschied sich im Kampf gegen Octavianus (Augustus) das Schicksal Roms und der aus dem Osten kommende Sol sollte eine neue Zeit ein neues "saeculum" einleiten. Nach dem Sieg über Antonius huldigte Augustus ebenfalls dem Sol, wenn der Kaiser bei Militäraktionen im Osten des Reiches erfolgreich gewesen war. Doch erst im dritten Jahrhundert erlangte der Kult um den Sonnengott staatstragende Bedeutung. Dazu trugen maßgeblich diejenigen römischen Kaiser bei, deren Heimat im Osten des Imperiums lag. Dort wurde Sol, bzw. die entsprechende Lokalgottheit, schon seit langem in viel größerem Maße verehrt als in der Hauptstadt selber. Nach seiner Machtergreifung brachte Elagabal (218-222), Priester eines im syrischen Emesa heimischen Sonnengottes, dessen heiligen Stein mit nach Rom, um mit dem Kult des "Deus Invictus Sol Elagabalus" eine neue Staatsreligion einzuführen, dem sich die anderen, altehrwürdigen Kulte unterordnen sollten. Nicht zuletzt dieser Anspruch führte zum Sturz des verhaßten Kaisers.

Kaiser Aurelianus (270-275), der nach einer Zeit der Krisen das Reich konsolidieren konnte, wollte auch die Religion für seine Ziele einspannen. Mittlerweile hatte ein monotheistisches, also auf nur einen Gott gerichtetes Denken, in der Bevölkerung mehr und mehr Zuspruch gefunden. Aurelianus suchte dem Rechnung zu tragen, indem er den Kult des unbesiegbaren Sonnengottes "Sol Invictus" in der Hauptstadt einführte. Sol sollte die anderen Kulte nicht verdrängen, sondern sie so ergänzen, daß der Sonnengott an der Spitze des römischen Götterhimmels stand. Besonders die Münzprägung spannten er und seine Nachfolger für die Propagierung dieser Idee in großem Stile ein. Der Kult um den Sonnengott konnte die führende Rolle, die Aurelianus ihm zugedacht hatte, nicht ausfüllen. Andere Religionen, die ebenfalls monotheistisch ausgerichtet waren, erfuhren zur gleichen Zeit großen Zulauf. Die Soldaten und Kaufleute waren vielfach Anhänger des Mithras, einer aus dem Iran stammenden Erlösergottheit, deren Mysterien uns erst teilweise bekannt sind. Die größte Konkurrenz erwuchs den verschiedenen Kulten allerdings mit dem Christentum.

Unter Constantinus dem Großen (306-337) wurde die Verehrung dieses Erlösers Staatsreligion und verdrängte schließlich alle heidnischen Kulte. Nach dem Jahre 319 gibt es keine Abbildung des Sol mehr auf römischen Münzen. Ein besonderes Datum macht deutlich, wie eng diese Erlöserreligionen oft miteinander verflochten waren. Am 25. Dezember 274 weihte Aurelianus einen großartigen Tempel für den Sol in Rom ein. Mithras war am 25. Dezember aus einem Felsen zur Welt gekommen und Hirten hatten ihm Gaben gebracht. Jesus Christus wurde am 25. Dezember in Bethlehem geboren.