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Vesta
Die Hüterin des heiligen Feuers

Fast im Zentrum des Forum Romanum in Rom stehen die Überreste eines kleinen runden Tempels. Er wirkt fast zierlich, vergleicht man ihn mit den noch erhaltenen Säulen anderer Tempel am gleichen Orte und doch war er eines der wichtigsten Heiligtümer der Stadt am Tiber. Hier, im Rundtempel der Vesta, hüteten die Vestalinnen das heilige Feuer, welches nie erlöschen durfte. Der Kult der Vesta ist sicherlich etruskischen Ursprungs und gehörte zusammen mit Jupiter, Mars und Quirinus zu den zentralen Kulten der Frühzeit. Vesta ist die Göttin des Herdfeuers, und so wie das häusliche Gemeinschaftsleben im Hausherd seinen Mittelpunkt besaß, so war der Staatsherd im Vestatempel von zentraler Bedeutung für Rom. Das Schicksal der Stadt hing auf geheimnisvolle Weise von der gewissenhaften Durchführung der uns kaum bekannten Riten des Vestakultes ab.

Im Gegensatz zu allen anderen Tempeln auf dem Forum war das Heiligtum der Vesta kein Ort der Verehrung einer Gottheit im üblichen Sinne. Es war kein Gotteshaus, sondern diente eben nur dazu, dem Staatsherde mit dem heiligen Feuer Obdach zu bieten. Der Rundtempel ist den frühen Wohnbauten Roms, den Rundhütten, nachgebildet. Ursprünglich scheint der Tempel auch nur eine Hütte gewesen zu sein. In ihm stand sicherlich keine Statue, auch wenn Münzbilder dies anders darstellen. Das kleine Heiligtum von gerade einmal 14 m im Durchmesser beherbergte die Vorräte zur Erhaltung des Feuers, sowie heilige Gegenstände, an denen nach allgemeiner Überzeugung das Gedeihen des römischen Volkes hing. Unter diesen Kultobjekten befand sich das "Palladium", eine hölzerne Statue der Athena, die Aenaeas von Troja nach Rom gebracht haben soll. Wir wissen so wenig über diesen Kult, da allen Männern mit Ausnahme des Pontifex Maximus der Vestatempel verschlossen blieb. Auch dieser durfte den heiligsten Innenraum nicht betreten.

Kaiser Augustus richtete im Jahre 12 n. Chr. in seinem Haus einen Vestakult ein und verband damit den heiligsten Kult des Staates engstens mit der Person des Herrschers. In dieser Kapelle stand eine Statue, die möglicherweise als Vorbild für die Münzbilder gedient hat, da der Rundtempel ja kein Götterbild enthielt. In der Kunst wird Vesta häufig verschleiert abgebildet. Als Gegenstände kann sie eine Schöpfkelle, eine Opferschale, einen Zepter, eine Fackel oder eben das Palladium tragen.

Verantwortlich für den Kult waren die sechs Vestalinnen. Als junge Mädchen im Alter von 6-10 Jahren wählte der Pontifex Maximus sie unter den vornehmen Familien Roms aus. 10 Jahre waren sie Novizen, 10 Jahre versahen sie den Kult, weitere 10 Jahre bildeten sie Novizen aus. Die Vestalinnen genossen höchstes Ansehen und Autorität. Niemand zweifelte an ihrer Integrität und sowohl Julius Caesar als auch Kaiser Augustus bewahrten ihr Testament im Tempel der Vesta auf, um es vor möglichen Fälschungen zu schützen.

Während der Zeit ihrer Priesterschaft waren die Vestalinnen zu absoluter Keuschheit verpflichtet. Ein Bruch dieses Gelübdes bedeutete eines der unheilvollsten Vorzeichen für den Staat. Der Frevel konnte nur durch den Tod gesühnt werden. Sowohl den Verführer als auch Mitschuldige züchtigte der Pontifex Maximus mit Ruten bis zum Tode. Die Vestalin wurde auf einer Bahre in feierlichem Leichenzug durch die ganze Stadt zu einem besonderen Friedhof getragen, dem "campus sceleratus" (Verbrecherfeld). In einem unterirdischen Verlies, das mit einem einfachen Bett, einer brennenden Lampe und wenigen Lebensmitteln ausgestattet war, begrub man sie bei lebendigem Leibe.