Agrippina Junior, Frau des Claudius
(Geb. 15 n.Chr., gest. 59 n.Chr.)
Agrippina Junior, Frau des Claudius Agrippa, der Feldherr des Augustus, siedelte den germanischen Stamm der Ubier vom Taunus auf das linke Rheinufer um. Die Stadt, in der ihr Zentralheiligtum stand, nannten sie Oppidum Ubiorum, das Heiligtum selber Ara Ubiorum. Dort wurde am 6. November des Jahres 15 als Tochter der Vipsania Agrippina IULIA AGRIPPINA geboren. Sie war Tochter des berühmten Germanicus, der zwei der unter Varus verlorenen Feldzeichen zurückerobern konnte, Schwester des Kaisers Caligula, Enkelin sowohl des Feldherrn Agrippa als auch des Kaisers Tiberius und Großenkelin von Augustus, des ersten römischen Kaisers. Damit war sie Mitglied der obersten Gesellschaftsschicht Roms.
Im Jahre 28 heiratete sie Cn. Domitius Ahenobarbus, als Großneffe des Augustus ebenfalls von höchstem Adel, aber, wie Suetonius schreibt, von in jeder Hinsicht verdammenswürdiger Lebensführung. Angeklagt wegen Majestätsbeleidigung, Ehebruchs und Blutschande entging er nur aufgrund der Thronbesteigung seines Schwagers Caligula einer Verurteilung. Er starb drei Jahre nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Nero im Jahre 40.
Zu dieser Zeit weilte Agrippina bereits nicht mehr in Rom. Caligula hatte sie 39 wegen der Teilnahme an einer Verschwörung gegen ihn auf die Pontinischen Inseln verbannt. Die näheren Umstände kennen wir nicht, aber aufgrund der späteren Ereignisse ist eine Beteiligung keineswegs abwegig.
Lange musste Agrippina nicht am Schwarzen Meer verbleiben. Der neue Kaiser Claudius, ihr Onkel, hob die Verbannung 41 auf. Agrippina kehrte nach Rom zurück. Außer ihrer Heirat mit C. Passienus Crispus erfahren wir für die nächsten Jahre nichts über diese Frau. Sie betritt erst im Jahre 49 wieder die politische Bühne, und jetzt wollte sie die Geschichte mitbestimmen.
Claudius hatte seine dritte Frau Messalina im Oktober 48 wegen Hochverrats hinrichten lassen. Es war bekannt, dass der Kaiser ein eheloses Leben nicht ertrug und dass seine zukünftige Gattin entscheidenden Einfluss auf die Staatsgeschäfte nehmen konnte. Agrippina entschied das Buhlen um die Macht für sich, wobei sie sowohl die Beziehungen zu den Beratern des Kaisers als auch die Vorzüge ihres Körpers geschickt einsetzte."Die Stadt war wie umgewandelt. Alles ging von jetzt ab nach dem Willen der Frau. Und sie spielte nicht bloß mit dem Staate wie die leichtfertige Messalina. Ihr Regiment war straff und durchaus männlich." Dies war die Anmerkung des Historikers Tacitus zu der Hochzeit.
Die Kommentare der römischen Geschichtsschreiber sind sicherlich übertrieben, aber Agrippina setzte jetzt alles daran, ihren ersten Sohn L. DOMITIUS AHENOBARBUS an die Macht zu bringen. Am 25. Februar 50 adoptierte ihn Claudius unter dem Namen NERO CLAUDIUS CAESAR DRUSUS GERMANICUS. Nach dem Tod des Claudius im Oktober 54 - vermutlich durch Gift - wurde er der neue Herrscher, nicht Britannicus, der Sohn des Claudius aus erster Ehe, der innerhalb Jahresfrist ebenfalls Opfer eines Giftanschlages von Agrippina und ihrem Sohn wurde.
Agrippina war nun auf dem Höhepunkt ihrer Macht, da sie offiziell die Regierung für ihren noch minderjährigen Sohn führen konnte. Mit wachsendem Alter löste sich Nero jedoch von der Herrschaft seiner Mutter. Sein Respekt vor Agrippina wandelte sich schließlich in Hass, als diese seine "unrömischen" künstlerischen Eskapaden geißelte. Er beschloss, seine Mutter durch einen vorgetäuschten Schiffsunfall töten zu lassen. Agrippina rettete sich nur leicht verwundet an Land und suchte Schutz in einer Villa bei Neapel. Dort wurde sie Ende März 59 von Neros Soldaten brutal erschlagen.
Zuvor jedoch, im Jahre 50 ließ Agrippina ihrem Geburtsort am Rhein, dem heutigen Köln, eine besondere Ehre zukommen: Er wurde zur Stadt erhoben unter dem Namen COLONIA CLAUDIA ARA AGRIPPINENSIUM. Auf dem großen Torbogen im Römisch-Germanischen Museum zu Köln stehen eindrucksvoll die Buchstaben CCAA, die bekannten Kürzel dieses Namens.
Zur Münzgeschichte: Sowohl unter Claudius als auch unter Nero wurden Münzen mit ihrem Portrait in Rom geprägt, welche heute sehr selten sind. Für den Sammler eher erschwinglich sind lokale Bronzeprägungen aus den Städten des Reiches.
Aus der Zeit um 50 stammen Gold- und Silbermünzen, die beidseits die Portraits von Claudius und seiner Gattin tragen, geprägt anlässlich der Verleihung des Titels "Augusta“. Die ersten Münzen unter Nero zeigen die Portraits von Mutter und Sohn, die sich anblicken. Dabei erscheint die Titulatur Agrippinas auf der Vorderseite, die Neros auf der Rückseite der Münze. Die Anordnung der Portraits zeigt die Gleichrangigkeit von Sohn und Mutter.
Dies ändert sich bereits ein Jahr später. Die Vorderseite zeigt wieder beider Portraits, aber jetzt übereinandergelegt, wobei das Portrait der Agrippina in den Hintergrund tritt. Nun trägt auch die Vorderseite die Titulatur Neros. Damit macht der Kaiser deutlich, dass er jetzt die Regierungsgeschäfte selber übernommen hat.
Nach dem Jahre 55 ließ Nero in Rom keine Münzen mehr für Agrippina prägen. Seine Mutter übte keine politische Macht mehr aus.