Vabalathus
Herrscher von Palmyra (Reg. 271 - 273)
230 km nordöstlich von Damaskus stehen die Ruinen von Palmyra. Die Oase in der syrischen Wüste war von der Altsteinzeit an besiedelt und entwickelte sich zu einer reichen und mächtigen Handelsstadt, die es immer verstand, ihre Unabhängigkeit zu bewahren. Palmyra schloss sich unter Augustus freiwillig und mit zahlreichen Privilegien versehen dem römischen Reich an. Im Laufe der nächsten 250 Jahre konnte die Stadt dank ihrer Lage als wichtiger Umschlagplatz wertvoller Güter aus Arabien ihren Reichtum mehren.
Unter der Regierung der Kaiser Valerianus (253-260) und Gallienus (253-268) schien das Römische Reich zusammenzubrechen. Im Osten fielen die Sassaniden (Neuperser) ein, im Norden die Goten, in Pannonien die Markomannen. Nordafrika war von aufständischen Stämmen beunruhigt und im gesamten Reich machte sich zu Wasser und zu Lande ein lästiges Räuberunwesen fühlbar. Die Existenz Palmyras war durch das Vordringen der Sassaniden bedroht. In dieser prekären Situation beschlossen die Einwohner der Stadt, sich nicht mehr alleine dem Schutz des Reiches anzuvertrauen und gründeten einen eigenen Staat.
Odaenathus, der Fürst Palmyras, wurde von Kaiser Gallienus zum dux Romanorum und Oberbefehlshaber des Ostens ernannt. Er bekämpfte den Usurpator Quietus und stieß 262 bis zur sassanidischen Hauptstadt Ktesiphon vor. 266 wurde Odaenathus ermordet. Das Erbe trat seine Frau Zenobia für den noch unmündigen Sohn Vabalathus an.
Zenobia verstand es geschickt, die weiteranhaltende Krise des Reiches zu einem einzigartigen Machtaufschwung Palmyras zu nutzen. In wenigen Jahren errang sie die Macht über Teile Mesopotamiens, Syriens, Arabiens und Ägyptens. Palmyra wurde zur kulturellen und wirtschaftlichen Metropole des Orients. Im Jahre 271 sagte Zenobia sich endgültig von Rom los, sie proklamierte sich zur Augusta und ihren Sohn Vabalathus zum Augustus. Kaiser Aurelianus (270-275) ließ sie gewähren, solange er noch in schwere Kämpfe mit den Alamannen verwickelt war. Aber noch 271 erklärte er Palmyra den Krieg. Bei Antiochia und Emesa wurden die Palmyrener vernichtend geschlagen, die Stadt selbst im Frühjahr 272 zur Kapitulation gezwungen.
Zenobia und ihr Sohn Vabalathus versuchten zu den Sassaniden zu fliehen, doch sie gerieten am Euphrat in römische Gefangenschaft. Zusammen mit den besiegten Kaisern des gallischen Sonderreiches - Tetricus I. und seinem Sohn - wurden Zenobia und Vabalathus in goldenen Ketten in Aurelians Triumphzug durch Rom geführt.
Zur Münzgeschichte: Das Geschick Palmyras wurde zwar von Zenobia bestimmt, jedoch konnte eine Frau nominell nicht als Regentin fungieren. So tragen die meisten Münzen aus der Zeit des palmyrenischen Reiches das Bild des Vabalathus. Antoniniane wurden in der Münzstätte Antiochia geprägt, die damals zum Reich Palmyras gehörte. Vabalathus trägt den Titel V(IR) C(LARISSIMUS) R(EX) IM(PERATOR) D(UX) R(OMANORUM) - frei übersetzt etwa "Nobelster Herr, König und siegreicher Feldherr, Führer der Römer".
Diese Titel wurde Vabalathus von Aurelianus verliehen, denn dieser benötigte 270, als Münzen mit diesem Titel geprägt wurde, Palmyra noch zum Schutz seiner Ostflanke. Während Vabalathus auf den Antoninianen einen Lorbeerkranz trägt, ist Aurelian mit einer Strahlenkrone geschmückt, das traditionelle Bild auf der Vorderseite dieses Nominals. Trotzdem ist dies in diesem Fall die Rückseite, denn unter der Büste Aurelians stehen die jeweiligen Münzzeichen. Nach der Annahme des Augstustitels wurden für Vabalathus auch Antoniniane geprägt, die nur sein Portrait zeigen und ihn als Augustus ausweisen. Diese Münzen sind allerdings extrem selten und tauchen im Handel kaum auf.