Valentianus I.
(Reg. 364 - 375)
Vor seiner Erhebung zum Kaiser hatte der 321 in Cibalae (heute Vinkovci in Kroatien) geborene Valentinianus bereits eine erfolgreiche Laufbahn als Offizier absolviert. Er war Tribun der Reiterei in Gallien gewesen, Offizier in Mesopotamien und hatte unter Kaiser Iovianus (363-364) eine Abteilung der "scutarii" kommandiert.
Diese "Langschildträger" waren Teil der Gardetruppen. Er muss ein fähiger Offizier gewesen sein, denn nach dem Tod des Iovianus wählten die maßgebenden Truppenkommandeure am 25. Februar 364 Valentinianus zum neuen Herrscher."Senat und Volk von Rom" hatten zu diesem Zeitpunkt nichts zu sagen.
FLAVIUS VALENTINIANUS PIUS FIDELIS AUGUSTUS nannte sich der neue Herrscher. Doch er durfte das Reich nicht alleine regieren. Das Heer hatte sich ausbedungen, dass Valentinianus einen Mitregenten zur Verwaltung des Imperium wählen sollte. Die Bedrohung durch Germanen im Westen und Perser im Osten war den Soldaten zu gewaltig, als dass sie nur einem Herrscher die Bewältigung eines dauernden Zweifrontenkrieges zutrauten. Valentinianus bestimmte am 28. März 364 seinen sieben Jahre jüngeren Bruder VALENS zum Augustus im Osten. Im Jahre 367 erhob er auch seinen Sohn Gratianus zum Augustus und Mitkaiser im Westen. Damit gründete Valentinainus eine Dynastie, die 91 Jahre lang die Geschicke des Römischen Reiches lenkte und erst mit dem Tod VALENTINIANUS III. im Jahre 455 zu Ende ging.
Valentinianus wählte den Westen als sein Herrschaftgebiet, da dort militärisch die größten Probleme zu lösen waren. Germanische Stämme hatten die Grenzen überschritten und Eroberungsfeldzüge auf römischem Gebiet unternommen. Der Kaiser verlegte seine ständige Residenz von Rom nach Mediolanum (Mailand), denn dort war er der Gefahrenzone näher. Das altehrwürdige Rom hatte damit auch im Westen für immer seine Vormachtstellung als erste Stadt im römischen Reich verloren.
Unterstützt von fähigen Feldherren wie Theodosius, dem Vater des späteren Kaisers Theodosius I. des Großen (379-395), gelang es dem Herrscher in vielen Kämpfen, die Germanen zurückzutreiben und die Reichsgrenze neu zu befestigen. Als gefährlichste Gegner zeigten sich die Alamannen, die er im Neckartal und im Schwarzwald besiegen konnte. Valentinianus befestigte den Limes, die Grenzverbindung zwischen Rhein und Donau, neu und sicherte die Grenze durch eine Kette von Kastellen. Im Grunde stellte er aber nur die Grenze wieder her, die einst Drusus im 1. Jh. n.Chr. errichtet hatte.
Auch Britannien war wieder in Gefahr. Vom Norden der Insel fielen Picten und Scoten ein, gleichzeitig unternahmen die seefahrenden Sachsen Plünderfahrten zu den Küsten Britanniens und Nordgalliens. In den Jahren 368 und 369 konnte der Feldherr Theodosius sowohl die Gefahr zu Land als auch zu See bannen. Er vertrieb die sächsischen Seeräuber und befestigte den Hadrianswall an der Grenze zu Schottland neu.
Nach vielen gewonnen Feldzügen sollten die Germanen Valentinianus doch noch den Tod bringen, jedoch nicht auf einem Schlachtfeld. Am 17. November 375 empfing der Kaiser Gesandte der Quaden in Brigetio, einem Legionslager an der Donau (in der Nähe von Budapest). Die hochfahrende Art der Germanen erregte den Kaiser so sehr, dass er einen Schlaganfall erlitt und starb.
Zur Münzgeschichte: Die meistgeprägte Bronzemünze unter der Regierung Valentinianus I. war ein AE-3 mit einem Durchmesser von ca. 18mm und einem Gewicht von durchschnittlich 2,7g. Die Namen der Bronzemünzen jener Zeit sind uns heute leider nicht mehr bekannt. Daneben gab es auch Großbronzen, welchen den Kaiser zeigen, wie er ein Labarum und eine Victoria hält. Noch existierten christliche sowie heidnische Religion nebeneinander und der Kaiser hält Symbole beider Kulte.
Wichtigstes Zahlungsmittel wurde immer mehr der goldene Solidus. Seit dem Jahre 368 trugen diese Goldmünzen neben der Angabe der Münzstätte noch die Buchstaben OB, die erste Silbe des Wortes "obryzum" - reines Gold. Der Goldgehalt des Solidus war auf 95% gesunken, jetzt wurde wieder 99% reines Gold ausgeprägt. Die Buchstaben OB stehen für diese Reform.